Märkische Allgemeine, 18. September 2013

Seit seinen zwei Auftritten in der ZDF-Show „Wetten, dass..?“ 2011 und 2012 nutzt Kistenstapler und Balancierkünstler Max-Fabian Wolff-Jürgens seine Bekanntheit, um gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit vorzugehen.

Der Erstwähler-Motivator

Kyritz. Der Schüler aus Kyritz gewann bei zahlreichen Aktionen schon viele Politiker, Sportler und andere Prominente für seine Kampagne „Jung gegen Rechts“, die er mit Freund Jamal Gharez ins Leben rief. In diesen Tagen macht der 18-jährige Max-Fabian nun mit seinen artistischen Einlagen auf die Bedeutung der bevorstehenden Bundestagswahl aufmerksam.

Am Freitag etwa hat er einen Termin mit dem Kabarettisten Ingo Appelt in Kiel. „Wir wollen dann noch einmal gemeinsam versuchen, junge Leute zu motivieren, zur Wahl zu gehen“, sagt Max-Fabian. Und je näher der Wahltag rückt, umso schwerer falle es dem Balance-Talent, still zu sitzen: „Wenn ich sehe, wie desinteressiert sich gerade viele junge Leute und Erstwähler zum Thema Politik äußern, wird mir ganz flau im Magen. Ich glaube echt daran, dass jeder Einzelne durch persönliches Engagement etwas bewegen kann. Und dazu gehört, dass wir alle unser Recht nutzen, unsere Stimme für die Politiker abzugeben, denen wir am ehesten zutrauen, unsere Interessen umzusetzen und das, was uns am Herzen liegt.“

Erst vor wenigen Tagen traf Max-Fabian auf Einladung von Ralf Stegner, dem SPD-Landesvorsitzenden in Schleswig-Holstein, den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz. Dieser war zu einem Vortrag zum Thema Europa Gast in der Jugendakademie Bad Segeberg. Besonders beeindruckt habe Max-Fabian, wie Martin Schulz in seinem Vortrag von den „Dämonen des 20. Jahrhunderts“ sprach, die nicht wieder zurückkehren dürften. Nachdem Schulz ausführlich all das Leid des Ersten und Zweiten Weltkrieges benannte, den Nationalsozialismus, die Judenvernichtung und alle Opfer der Diktaturen, sagte er: „In Europa leben wir jetzt seit über 60 Jahren in Frieden.“ Wenn Europa durch den Egoismus einzelner Staaten zerbrechen würde, hätten die „Dämonen“ eine Chance, wieder Unheil über Europa zu bringen. Deshalb dürfe man die Schrecken des 20. Jahrhunderts auch und vor allem im Hinblick auf ein vereintes Europa nie vergessen.

Anschließend hatte Max-Fabian Gelegenheit „zu einem unerwartet langen Gedankenaustausch“ mit dem Präsidenten des EU-Parlaments: „Ich habe ihm erzählt, dass ich bereits drei Mal Auschwitz und andere Gedenkstätten besucht habe und fordere, dass jeder Schüler bis zur 10. Klasse einmal Auschwitz besucht haben sollte. Denn wer einmal Auschwitz besucht hat, ist ein anderer Mensch.“

Davon sei Martin Schulz sehr beeindruckt gewesen, ebenso wie auch von der Initiative „Jung gegen Rechts“. Schulz habe gesagt, er würde sich diese Initiative in ganz Europa wünschen, und er lud Max-Fabian nun als Nächstes nach Brüssel ein. Dort wolle er mit ihm über mögliche europaweite Aktivitäten sprechen, darüber also, wie man bei jungen Menschen auf zeitgemäße Art und Weise Demokratiebewusstsein fördern kann.

Max-Fabian Wolff-Jürgens war als Siebenjähriger mit seiner Familie in die USA gezogen. „Ich kam zurück, und da fiel mir auf, wie scherzhaft hier Ausländerfeindlichkeit oft betrachtet wird, was für Witze kursieren“, erklärte er vor über einem Jahr schon der MAZ. Dagegen vorgehen zu können, erkannte Max, als ihm nach seinen Auftritten bei „Wetten, dass..?“ immer mehr Beachtung geschenkt wurde: „Musiker musizieren, ich nutze mein Balancetalent.“ Sein Slogan „Mit Balance für Toleranz“ kam nun auch beim EU-Präsidenten Schulz an: „Das trifft die Notwendigkeit in Europa auf den Punkt. Der Satz könnte von mir stammen.“

In diesen Tagen will Max-Fabian alias „Kisten-Max“ nun also mit seinen Aktionen vor allem Jungwähler mobilisieren. „Auch ich wähle zum ersten Mal und finde, man darf seine Stimme nicht verschenken. Jede Stimme für eine demokratische Partei ist eine Stimme gegen Rechts.“

Von Matthias Anke